Brasilianische Wanderspinne
Informationen zur Spinnenart
Familie / Ordnung:
Ctenidae / Webspinnen (Araneae)
Lateinischer Name:
Phoneutria spp.
Beschreibung:
Die Brasilianische Wanderspinne – von vielen auch Bananenspinne genannt – gehört zu den faszinierendsten, aber auch gefürchtetsten Spinnenarten der Welt. Sie zählt zur Gattung Phoneutria innerhalb der Familie der Kammspinnen (Ctenidae). In ihrer süd- und mittelamerikanischen Heimat – darunter Brasilien, Kolumbien, Peru oder Venezuela – ist sie bekannt für ihre blitzschnellen Bewegungen, ihre direkte Jagdweise und ihr potentes Nervengift. Hin und wieder wird sie durch Obsttransporte, vor allem mit Bananen, auch in andere Länder eingeschleppt – mitunter sogar bis nach Europa.
Erwachsene Weibchen erreichen eine Körperlänge von bis zu 5 Zentimetern, die Männchen bleiben meist etwas kleiner. Tagsüber bleibt sie in dunklen, geschützten Verstecken – unter Baumrinde, zwischen Bananenstauden oder in Kartons. Erst mit Einbruch der Dunkelheit wird sie aktiv und begibt sich auf Beutezug. Die Spinne hat acht Augen, wobei besonders die zwei großen Mittelaugen für eine erstaunlich gute Sicht sorgen – ein Vorteil für ihre aktive Jagd.
Typisch ist ihre auffällige Drohhaltung bei Gefahr: Sie richtet sich hoch auf, spreizt die vorderen Beinpaare und zeigt ihre Cheliceren – ihre kräftigen Mundwerkzeuge. Dieses Verhalten, das wie eine Warnung wirkt, brachte ihr den Beinamen „bewaffnete Spinne“ ein.
Aussehen
Die Farbgebung der Wanderspinne variiert, ist aber meist bräunlich bis rötlich mit dunkleren Mustern. Diese natürliche Tarnung hilft ihr, sich perfekt am Waldboden oder in Pflanzenresten zu verstecken. Der Körper wirkt kräftig, leicht behaart, und die langen, beweglichen Beine erlauben schnelle Richtungswechsel. Einige Arten zeigen auf der Unterseite der Beine eine rote Färbung – bei Bedrohung wird sie sichtbar, um Feinde abzuschrecken.
Verbreitungsgebiet
Wanderspinnen der Gattung Phoneutria sind in vielen Teilen Südamerikas verbreitet, etwa in Brasilien, Kolumbien, Ecuador und Peru. Auch in Mittelamerika kommt sie vor. Zwar ist sie nicht heimisch in Europa, doch durch die Globalisierung und den Obsthandel wurde sie gelegentlich in Supermärkten oder Obstlagern gefunden – meist einzeln, nie als Population.
Lebensraum
Die Spinne bevorzugt tropische Regenwälder, Plantagen oder menschliche Siedlungsnähe. Entscheidend sind dunkle, feuchte Rückzugsorte. Anders als viele Spinnen baut sie kein Netz zur Jagd – sie ist ein sogenannter Lauerjäger, der sich seiner Beute aktiv nähert. Ihre wendigen Beine und die gute Sicht machen sie zu einem sehr effektiven Jäger.
Verhalten
Im Gegensatz zu vielen anderen Spinnenarten ist sie ständig in Bewegung. Ihre Jagd erfolgt gezielt – nicht aus einem Netz heraus, sondern am Boden oder auf Pflanzen. Bei Bedrohung kann sie schnell wegsprinten oder in die Drohstellung wechseln. Obwohl sie mitunter als „aggressiv“ beschrieben wird, greift sie Menschen nicht gezielt an – sie verteidigt sich nur, wenn sie sich eingeengt fühlt.
Fortpflanzung
Das Männchen spinnt zunächst ein kleines Spermanetz, über das es seine Samenflüssigkeit überträgt und aufnimmt. Die Paarung selbst ist vorsichtig, da das Weibchen dem Partner durchaus gefährlich werden kann. Nach erfolgreicher Befruchtung legt das Weibchen mehrere Hundert Eier in einen schützenden Seidenkokon, den sie meist bewacht. Die geschlüpften Jungspinnen sind sofort auf sich gestellt.
Ernährung
Auf ihrem Speiseplan stehen vor allem Insekten – darunter Heuschrecken, Käfer, Schaben – aber auch kleinere Amphibien oder Eidechsen. Die Wanderspinne tötet ihre Beute mit einem schnellen Biss, bei dem sie ein starkes Nervengift injiziert. Die Beute wird dadurch rasch gelähmt und anschließend verflüssigt und aufgesaugt – eine typische Ernährungsweise bei Spinnen.
Gefahr für den Menschen
Die Brasilianische Wanderspinne zählt zu den giftigsten Spinnen der Welt. Ihr Biss ist zwar selten tödlich, kann aber unangenehme Symptome verursachen – etwa starke Schmerzen, Schwitzen, Zittern, Kreislaufbeschwerden. Ein besonders ungewöhnliches Symptom ist eine verlängerte Erektion (Priapismus) bei männlichen Opfern – verursacht durch einen bestimmten Inhaltsstoff ihres Gifts.
Trotz ihrer Gefährlichkeit verlaufen die meisten Bisse moderat. Gefährlich wird es vor allem für Kinder, Ältere oder Menschen mit Vorerkrankungen. Wichtig ist: Medizinische Hilfe reduziert das Risiko erheblich. Todesfälle sind äußerst selten und meist nur bei fehlender Behandlung dokumentiert.
Wer in betroffenen Regionen unterwegs ist, sollte Kleidung und Schuhe nicht einfach anziehen, sondern vorher ausschütteln. Auch in Europa gilt: Spinnenfunde in Bananenkisten sorgen zwar für Schlagzeilen – reale Gefahr besteht kaum, zumal die Tiere meist bereits geschwächt oder tot sind.